Projekte 7./8. Klasse Oberstufe/Gymnasium

Ab der 7. Klasse wird der Religionsunterricht für alle Schülerinnen und Schüler von Einsiedeln, Vierteln und Aussengemeinden in Form von Projekten angeboten, die jeweils an einem einzelnen Tag oder verteilt an mehreren Daten, ausserhalb des regulären Stundenplanes stattfinden.

Die Themen der einzelnen Projekte umspannen den ganzen Bereich des Sozialen, der Ethik, der Umwelt, der Gesellschaft, biblische Themen und Fragestellungen mit Bezug zu unseren christlich-jüdischen Wurzeln, aber auch die Beschäftigung mit Weltreligionen sowie Begegnungen mit Menschen anderer religiöser oder ethnischer Zugehörigkeit.

Die Jugendlichen sind eingeladen, sich zu den einzelnen Themen Gedanken zu machen oder auch aktiv diese zu gestalten. Sie bekommen zu Beginn des Schuljahres ein Dossier mit einem vielfältigen Angebot, aus dem sie sich einzelne Projekte aussuchen können, je nach dem, was sie am meisten interessiert.

Dabei gibt es für jedes Projekt eine bestimmte Anzahl Punkte, und das Pensum ist dann erfüllt, wenn die vorgegebene Mindestzahl erreicht wird.

Vier Mal im Jahr treffen sich die Jugendlichen auch zu einem Pflichtprojekt, bei dem sie zusammen mit der Lehrperson ein gemeinsames Grundwissen erarbeiten; hier besteht jeweils die Auswahl zwischen zwei verschiedenen Daten.

Am Gymnasium der Stiftsschule Einsiedeln ist der Religionsunterricht in den Stundenplan integriert. Weitere Auskunft erteilt Ihnen das Sekretariat.

Rückblick Projektunterricht

Reformierte Schulklasse Einsiedeln interviewt Präsidenten des Sikhtempels

Mitten im Industriegebiet von Langenthal Süd sticht uns schon beim Aussteigen ein palastähnlicher Bau in das Auge. Dann läuft eine 16-köpfige Schar aus Einsiedeln mit grossen Erwartungen über Pfützen und durch den Regen zu diesem kleinen, aber ganz besonderen weissen Tempel: es ist ein Gurdwara, so nennen die Sikhs ihre Gotteshäuser. Es sind Jugendliche der reformierten Kirche Einsiedeln. Die Gruppe, unter der Führung von Erwin Egeter und den Begleitpersonen Erika und Markus Weber, suchten und fanden die interessante Gemeinschaft der Sikh-Religion in diesem weissen Palast.

Guru Nanak (1469-1539), der in Nordindien, im Punjab lebte, war der Gründer dieser Religion. Er verstand sich als Reformer der Hindu-Tradition und des Islams auf dem indischen Subkontinent: «Gott ist weder Hindu noch Muslim, und der Weg dem ich folge ist Gott», wird Nanak zitiert (1499). Er lehnte sowohl Kastenwesen als auch Weltentsagung ab. Ein wichtiger Grundsatz der Sikh-Religion ist auch die Gleichberechtigung. Das Wort «Sikh» heisst «SchülerIn».

Wir wurden bereits vom Präsidenten des Tempels, Karan Singh erwartet und sehr herzlich empfangen, der sich gleich ans Kochen machte. Die Herzlichkeit der Gemeinschaft war auch im Kulinarischen sichtbar. Denn für die Sikh-Gemeinschaft ist Gastfreundschaft nicht nur ein Ideal, sondern ein verpflichtender Grundsatz: Kein Besucher soll je ein Gurdwara hungrig verlassen. Die indisch-vegetarische Küche war für einige gewöhnungsbedürftig, aber für den Grossteil der Gruppe schmackhaft.

Die Klasse erarbeitete während der Fahrt, neben zahlreichen Aufgaben, die in eine «Zeitschrift» verpackt wurden, auch Interviewfragen, die nach dem Essen Karan Singh gestellt wurden. Der Austausch der Klasse mit dem Präsidenten im Turban war dynamisch. Den Jugendlichen wurde so ein lebendiger Einblick in eine andere Glaubensrichtung und andere Kultur geschenkt. Die Zeit verflog viel zu schnell und schon mussten wir wieder den Heimweg antreten.

Ein Tag, welcher andere Weltreligionen und Lebensweisheiten direkt durch andere Menschen zugänglich macht, erweitert den Horizont und ist einfach sehr interessant und bereichernd.

Bericht: Erika Weber & Edwin Egeter, Bilder: Markus Weber & Edwin Egeter

Wer hat, der sollte auch geben! Suppentag 2023

Im kirchlichen Leben spielt die Solidarität eine grosse Rolle. Nicht alle haben das Glück wie wir, die immer genug zu essen haben und sich auch sonst viele Wünsche erfüllen können. Nebst den sonntäglichen Kollekten stehen in der reformierten Kirchgemeinde Einsiedeln sowohl ein Suppentag wie auch ein Sommerfest auf dem Programm. Deren Erlöse gehen jeweils an das Projekt «Villages et Villes à vivre» in der Demokratischen Republik Kongo.

Die Menschen dort müssen sich mit Problemen herumschlagen, die wir uns fast nicht vorstellen können. Da ist jede Hilfe sehr willkommen. Um das ging es denn auch am vergangenen Sonntag beim Suppentag. Zuerst wurde wie gewöhnlich der Gottesdienst gefeiert, aufgelockert mit einem Spiel der 7./8. Klässler. In einem Projekt «Steinsuppe» haben sie sich mit dem Thema Teilen beschäftigt. Mit einem ersten, und hoffentlich nicht letzten Auftritt, sorgte ein kleiner Ad Hoc Chor für die musikalische Bereicherung. Chorleiterin Doris Grossenbacher ist es gelungen, in nur vier Proben ein kirchliches und auch weltliches (sprich spassiges) Programm zu gestalten. Da stand in erster Linie die Freude am Singen im Vordergrund.

Während des ganzen Vormittags wehte ein verführerischer Duft nach Gerstensuppe (ohne Stein) durch die Räume. Diese durfte nach dem Abendmahl auch wirklich genossen werden. Grossen Zuspruch fand das äusserst abwechslungsreiche Dessertbuffet – alles aus den Küchen der Gemeindemitglieder. Schade nur, dass im normalerweise gut gefüllten Saal, auffallend viel Plätze frei geblieben sind, aus welchen Gründen auch immer (vielleicht das garstige Wetter?). Wie viel schlussendlich dann für das Projekt in Afrika zusammengekommen ist, lässt sich zurzeit nicht sagen. Zum einen kann auch per TWINT bezahlt werden und zum anderen ist der obligate Einzahlungsschein, welcher normalerweise dem monatlichen «Kirchenbote» beiliegt, wegen eines Fehlers in einer anderen Gemeinde gelandet. Er wird aber dann bei der Aprilausgabe noch nachgeliefert. Es ist zu hoffen, dass es dann noch zu weiteren Spenden kommen wird, denn die Bevölkerung im fernen Kongo ist auf unsere Hilfe dringend angewiesen. Die Spenden sollen ihnen helfen, mit möglichst einfachen Mitteln ein erträgliches Leben führen zu können.

Text und Bilder: Fritz Lengacher

Projektnachmittag und Schneeballschlacht mit der «Pfadi trotz allem»

Am Samstagnachmittag, dem 15. Februar 2020 hat sich eine Oberstufenklasse des reformierten Projektunterrichtes im Kirchgemeindehaus eingefunden. Dort fanden ein gemeinsames Vorgespräch und eine Vorbereitung der Klasse für dieses spezielle Projekt statt. Das war Chris Clark und Erika Weber, den beiden Projektleiterinnen, ein wichtiges Anliegen. Wir freuten uns, auf das gemeinsame Treffen mit den Menschen von der PTA, der so genannten «Pfadi trotz allem». Sie ist eigentlich eine ganz normale Pfadi. Der kleine Unterschied besteht bloss darin, dass bei der PTA ganz besonders Kinder mit und ohne Beeinträchtigung willkommen sind. Die Pfadfinderbewegung selbst wurde durch den Engländer Robert Baden-Powell 1907 gegründet. Die PTA ist eine Untergruppe der «Pfadibewegung Schweiz» mit denselben Schwerpunkten und es gibt in der ganzen Schweiz rund 30 PTA-Abteilungen.

Um 14.30 Uhr trafen wir uns alle am Bahnhof Einsiedeln. Wir begrüssten eine lebendige und fröhliche Gruppe der kantonalen PTA. Das sich Kennenlernen und das gemeinsame Erleben war das Ziel von diesem Nachmittag. So wurden alle Teilnehmenden aufgeteilt und aufgemischt in drei Gruppen: Gruppe «Pandas», Gruppe «Tiger» und Gruppe «Affen». Dann ging es in Richtung Kloster. Die Idee vom «Schlitteln» war nicht realisierbar, also begnügten wir uns unter anderem mit einer lustvollen Schneeballschlacht hinter den Klostermauern auf dem Kreuzweg. Betreffend Schnee war es wohl mager, aber wir wurden dennoch fündig. Die Freude am Schnee wurde auch immer wieder fotographisch festgehalten.

Durstig und hungrig ging’s danach wieder Richtung Spielplatz, wo uns Roy Clark mit einem guten und aufwärmenden Zvieri überraschte. Wir waren uns alle einig: der Nachmittag ging viel zu schnell zu Ende. Am Bahnhof sangen wir in einem grossen Kreis, der auch die Verbundenheit symbolisierte, schliesslich einige Pfadispiele und -Lieder. Dies entlockte nicht nur der Schreibenden ein feines Schmunzeln.

Bei der Nachbereitung im Kirchgemeindehaus haben Chris Clark und Erika Weber in einem finalen Gespräch, die Feedbacks der Jugendlichen gemeinsam besprochen. Wir waren uns auch hier einig: das muss wiederholt werden! Ein grosses Dankeschön an alle Beteiligten, insbesondere an die Betreuer und Kinder von der PTA.

Bericht: Erika Weber, Kirchgemeinderätin, Ressort Unterricht
Foto: Markus Weber

Ein Kurzgottesdienst im Ochsenboden: «Es geht uns etwas an!»

Für die Jugendlichen aus Einsiedeln, den Vierteln und Aussengemeinden wird unser Religionsunterricht ab der 7. Klasse in Form von Projekten angeboten. Diese führen wir ausserhalb des Stundenplans, beispielsweise am Abend oder an einem Nachmittag durch.

Die Themen der einzelnen Projekte umspannen den ganzen Bereich des Sozialen, der Umwelt, der Gesellschaft, biblische Themen und Fragestellungen, aber auch die Beschäftigung mit Weltreligionen sowie Begegnungen mit Menschen anderer religiöser oder ethnischer Zugehörigkeit.

So fand an einem Samstag im September auch das Projekt «Unsere Welt ist einmalig» unter der Leitung von Chris Clark und Heidi Degiorgi statt. Zuerst arbeiteten die Jugendlichen im Kirchgemeindehaus an ihrer inhaltlichen Gestaltung des anschliessenden Kurzgottesdienstes. In drei Gruppen wurde intensiv über die Themenbereiche «Pflanzen – Tiere – Menschen» reflektiert. Die dabei herausgearbeiteten, ganz persönlichen Gedanken wurden dann im Ochsenboden-Kurzgottesdienst zum Thema «Unsere Welt ist einmalig» präsentiert. Dabei wiesen die Jugendlichen auch darauf hin, dass wir alle an einer besseren Sorge für die Umwelt arbeiten können: «Es geht uns etwas an. Wir leben auf dieser Welt, und es interessiert uns, was so passiert in Bezug auf unsere Umwelt!»

Zum Projektnachmittag gehörte ausserdem ein gemeinsames «Znacht-Picknick», was allen laut Feedback ganz besonders gefiel. Ebenfalls fanden die Jugendlichen, dass es etwas sehr Spezielles im positiven Sinne sei, einen kleinen Gottesdienst selber gestalten zu dürfen.

Bericht von Chris Clark, Heidi Degiorgi und Edwin Egeter Foto von Chris Clark

Bereichernder Besuch eines Sikh-Tempels

Bei strahlendem Sonnenschein und warmen Frühlingstemperaturen versammelten sich am Bahnhof Schülerinnen und Schüler der 7. und 8 Klasse des Projektunterrichtes der reformierten Kirche Einsiedeln. Das Ziel der Reise war ein Gurdwara, ein Sikh-Tempel im Industriegebiet von Langenthal. Ein Projekt mit lebensnahen und praktischen Erfahrungen. Es gibt verschiedene Tempel der Sikhs in der Schweiz, Langenthal ist einer davon. Die Sikh-Religion wurde von Guru Nanak zwischen 1469-1539 in Nordindien gegründet. Er verstand sich als Reformer einer, seiner Meinung nach erstarrten Religion, so wird von ihm der Satz zitiert: «Gott ist weder Hindu noch Muslim, und der Weg, dem ich folge ist Gott». Die drei Grundsätze von Nanak sind einfach: Arbeite für deinen Lebensunterhalt, bete zu Gott und teile mit den Anderen.

Die Bahnfahrt zeigte sich als Vorbereitung für den anstehenden Besuch. Es wurden Fragen auf Arbeitsblättern beantwortet, Kreuzworträtsel über die «5 Ks» (die fünf Erkennungszeichen der Sikhs) gelöst und die bevorstehenden Interviewfragen miteinander diskutiert und schriftlich verfasst. Die Jugendlichen waren beeindruckend konzentriert bei der Sache. Der Religionslehrer, Edwin Egeter hat für dieses Projekt ein buntes «20 Minuten-Heft» mit Infos zur Sikh-Religion kreiert, um ihre Neugierde weiter zu wecken.

Um 11.22 Uhr war es dann soweit: Inmitten von grauen Fassaden und Industriebauten sticht unübersehbar, schon am Bahnhof «Langenthal Süd», ein weisser und reich verzierter Tempel mit zwiebelartigen Sockeln und goldener Gebäudespitze hervor. Die Bauzeit des Tempels begann 2002 und endete mit einer Einweihungsfeier und unter grosser Beteiligung der Medien am 23. September 2006. Laut dem Präsidenten Karan Singh unterstützten die lokalen Behörden das Bauprojekt grossartig. Viel Herzblut und Ehrenamtlichkeit flossen in das Bauvolumen des Sikh-Tempels, welcher in dieser Umgebung fast märchenhaft wirkt. Besonders wichtig ist für Karan Singh eines: «Die Tore des Gurdwaras stehen allen offen», deshalb wird es als Vorteil gesehen, wenn der Tempel von aussen klar erkennbar ist.

Der Empfang durch Karan Sing war sehr herzlich und wir wurden auch gleich in den zentralen Raum des Gurdwara geführt, um der Rezitation aus dem Adi Granth, dem heiligen Buch der Sikhs, zuzuhören. Danach ging‘s in den Speiseraum, wo wir mit einem würzigen und sehr feinen vegetarischen Gericht und einem typischen Chai (einem indischen Gewürz-Tee) verwöhnt wurden. Denn für die Sikh-Gemeinschaft ist Gastfreundschaft nicht nur ein anzustrebendes Ideal, sondern ein verpflichtender Grundsatz: Kein Besucher soll je ein Gurdwara hungrig verlassen.

Danach hat uns der Gelehrte Gurdeep Singh Kundan die von den Jugendlichen vorbereiteten Fragen beantwortet. Aufgrund der Faszination der Umgebung und der herzlichen Gastfreundschaft, wurden auch spontane, zusätzliche Fragen an den Gelehrten gestellt, der mit Freude am grossen Interesse der Jugendlichen die Fragen schlagfertig und auf eine ehrliche, selbstkritische Weise beantwortete. Eine eindrückliche Dokumentation: Wir wissen jetzt, dass die Sikhs die Haare nie schneiden, welche die Männer unter einem kunstvoll gerichteten Turban tragen, dass sie von der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ausgehen, dass sie Vegetarier sind und das Kastenwesen ablehnen.

Mit diesen tollen Eindrücken haben wir danach wieder den Heimweg angetreten. Im Zug wurden noch die Interviewfragen ausgewertet und die Arbeitsblätter korrigiert. Die Dankbarkeit und die Freude an Natur und Mitmenschen prägen diesen Glauben durch viele Facetten. Ein Ausspruch vom Präsidenten Karan Sing ist mir geblieben: «Wenn wir Menschen dankbar sind für unsere Natur, für unseren Planeten, für unser Leben, sind wir automatisch auch zufriedene Menschen». Es wäre ja so einfach!

Bericht: Erika Weber, ref. Kirchgemeinderätin, Ressort Unterricht
Bilder: Markus Weber, Edwin Egeter